Chinesische Wirtschaft
In positiven Nachrichten, die die Weltwirtschaft betreffen, dominieren momentan die beiden Länder China und die USA. Seit zehn Jahren weist die Wirtschaft Chinas Wachstumsraten von über acht Prozent vor, sogar die Asienkrisen in den Jahren 1997 und 1998 konnten diesen Wachstum nicht stoppen. China zählt mit seinen Mobiltelefonen und Computern heute zu den größten Exportnationen der Welt. Daher kann man China sicherlich bereits als den größten Industrieproduzenten der Welt bezeichnen. Jedem müsste längst bekannt sein, dass chinesische Produkte weltweit verkauft werden. Aber nicht nur im Exportgeschäft wächst die chinesische Wirtschaft überdurchschnittlich, auch der chinesische Einzelhandelsumsatz kann ähnliche Wachstumssteigerungen vorweisen. Dabei hängen die chinesische und die US-amerikanische Wirtschaft eng zusammen.
Da die Wechselkurse der US-Dollar und der chinesischen Yuan gleichermaßen konstant sind, bewegen sich auch die Preise ihrer Waren ebenso parallel. China zählt seit dem 21. Jahrhundert zu einer der größten Volkswirtschaft der Welt. So ist China beispielsweise auch für so manches deutsche mittelständische Unternehmen der wichtigste Markt überhaupt. Wenn man das chinesische Sozialprodukt nach seiner Kaufkraftparität zum Dollar bewertet, so ist China schon heute – vor Japan – die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Laut Zukunftprognosen soll die chinesische Wirtschaft gemäß ihrer Kaufkraft-parität bis 2015 die US-Wirtschaft überholen. Spätestens 2030 soll China demzufolge die dominante Volkswirtschaft der Welt sein.
Hongkong verlagerte die Fertigung seiner Industrieprodukte nach China schon vor etwa 30 Jahren , in den 90er Jahren folgte Taiwan. Heute lässt nun die ganze Welt ihre Produkte in China fertigen. Nicht nur Fabriken aus Amerika, Japan und Europa wandern nach China ab, sondern auch Schwellenländer wie Mexiko, Malaysia, Thailand und Singapur. In den 80er und 90er Jahren wurden zunächst nur arbeitsintensive Produktionen nach China geschoben. Dieses machte das chinesische Perlflussdelta zum Zentrum der Leichtindustrie der Welt. Heute werden aber auch die technologie- und kapitalintensiven Produktionen nach China verlagert. Damit stehen in China inzwischen die neuesten und modernsten Stahlfabriken, Autofabriken und Chemiefabriken. Auch die sich hier befindenden Fabriken für Unterhaltungs-elektronik, Computerhardware und Telekommunikationsausrüstungen entsprechen dem modernsten Stand. Ebenso geht damit die Entstehung der meisten neuen sogenannten Halbleiterfabriken einher.
Die chinesische IT-Fabrik wird mit ihrer Herstellung von Hardware und den Komponenten für Computer wohl die erste sein, die sich das weltweite Monopol verschafft. Dabei werden in Chinas Fabriken derzeit überwiegend Produkte angefertigt, deren Innovation und Entwicklung in anderen Ländern statt gefunden hat. Es handelt sich bei diesen Fabriken oft um ausländische Tochterunternehmen oder Joint Ventures. Da sich die chinesische Wirtschaft damit allerdings nicht zufrieden gibt, entwickelt sie sich gleichzeitig sehr schnell zu einer eigenständigen Hochtechnologiemacht. So steht China, beispielsweise was die grüne Biotechnologie betrifft, die für die Weltagrarwirtschaft und Welternährung sehr bedeutsam sein wird, schon heute an zweiter Stelle, hinter der USA. Mit dem Ziel Europa technologisch zu überholen, konzentriert sich China auf hochqualifizierte Forscher und Ingenieure. Chinas Hochschulen und Fachhochschulen können heute bereits mehr als sechs Millionen Studenten verzeichnen, die Hälfte von ihnen studieren Natur- und Ingenieurwissenschaften. Eine strenge Auswahl bei den Studenten und der harte Leistungsdruck führt dazu, dass die Qualität und die Leistungs-bereitschaft der chinesichen Studenten höher ist als im Westen. Viele Absolventen der chinesischen Hochschulen haben bereits Erfahrungen an ausländischen und insbesondere an amerikanischen Forschungs- und Entwicklungslabors gemacht. Diese Verfügbarkeit hochqualifizierter Forscher hat dazu geführt, dass führende japanische Elektronikkonzerne wie IBM, Intel, Microsoft, Oracle, Siemens und Alcatel in China Forschungslabore errichteten, um an den Zukunftstechnologien zu arbeiten.
Dabei betraf die Dominanz der chinesischen Wirtschaft zunächst nur die arbeitsintensiven Produktionen, wie das Nähen von Hemden oder die Herstellung von Schuhen. Nun beginnt China allerdings auch im Bereich der technologischen Spitzenprodukte zu konkurrieren. So wundert es auch nicht mehr, dass sogar hochbezahlten Arbeitsplätze für Forscher und Entwickler nach China abwandern. Doch mit welcher Strategie erobert China nun die Weltmärkte? Dies geschieht im Vier-Stufen-System. In der ersten Stufe werden Gemeinschaftsunternehmen zwischen chinesischen Staatsfirmen und ausländischen Konzernen gegründet, bei kleineren Unternehmen wird auch die Gründung ausländischer Tochterunternehmen zugelassen. In diesen Unternehmen wird die Technik zunächst erlernt. Die zweite Stufe umfasst dann die rein chinesischen Unternehmen. Extreme Preiskämpfe drängen die ausländischen Unternehmen auf dem chinesischen Markt mehr und mehr zurück und zwingen sie, zu exportieren oder sogar ganz aufzugeben. In der dritten Stufe beginnen die chinesischen Unternehmen dann mit dem Export. In der vierten Stufe findet schließlich Globalisierung der rein chinesischen Unternehmen statt. Diese errichten dann weltweit Filialien und Produktionsstätte.
Doch hinsichtlich der chinesischen Wirtschaft sollten auch die negativen Aspekte nicht außer Acht gelassen werden. So zeigen die im Westen allseits bejubelten Wachstumsraten der chinesischen Wirtschaft zunächst nur, dass das Bruttoszialprodukt als Maßstab wirtschaftlicher Entwicklung ein rein kapitalistisches Kriterium ist. Diese Raten explodieren zwar, die Lage der arbeitenden Menschen in China hat sich allerdings dennoch nicht verbessert. Alleine im Industriezentrum Shanghai gibt es mittlerweile rund eine Million arbeitslose Menschen. So werden auch im Zuge der Anpassung an marktwirtschaftliche Erfodernisse die sozialen Sicherungssysteme in China kapitalisiert. Von einer Krankenversicherung ist auf dem Land keine Spur mehr und die Krankenhäuser sind nur noch zu 70 Prozent staatlich. So kommt es mittlerweile aufgrund der Entwicklung neuer ökonomischer Zentren und der Kapitalisierung diverser Branchen zu einer geschichtlich einmaligen Landflucht von Wanderarbeitern.
Die konstanten Preissteigerungen um jährlich mehr als 7 % lassen die Frage auftauchen, ob ein Wachstum der chinesischen Wirtschaft überhaupt noch möglich ist. Bereits heute weist China kaum noch Marktsegmente auf, die sich leicht liberalisieren ließen, um Wirtschaftswachstum zu erzeugen, dass noch schneller und nachhaltiger voran schreitet. Neben der bereits genannten Arbeiterklasse gibt es weitere wirtschaftliche Problemfelder. Dazu gehören vor allem die nicht privatisierten Staatsunternehmen, die keine Gewinne verzeichnen. Um diese am Leben zu erhalten, stellten die Staatsbanken diesen Staatsunternehmen immer neue Kredite zur Verfügung. Durch die hohen Kreditsummen der staatlichen Banken ist das Bankensystem inzwischen illiquid geworden. Sollte der Fall eintreffen, dass die Bankkunden ihre Einlagen zurückverlangen, hätten die staatlichen Banken ein gewaltiges Problem, da sie den Forderungen nicht entsprechen könnten. Eine Schließung von unrentablen Staatsunternehmen würde aber wahrscheinlich dazu führen, dass die städtische Arbeitslosigkeit stark zunehmen würde. Aufrund der starken Zunahme der privaten Wirtschaft in China von ausländischen Wirtschaftsführern und Politikern ist ein Wechsel in der Wirtschaftsphase zu erkennen. Die früher Planwirtschaft Chinas wandelt sich derzeit zur Marktwirtschaft. Von der freien Marktwirtschaft sei China Experten zufolge allerdings weit entfernt. Denn wirtschaftlich erfolgreich sind weiterhin in erster Linie diejenigen, die mit den Machthabenden des Landes kooperieren, Korruption ist ein großes Problem. Die Kluft zwischen Arm und Reich und die Kluft zwischen den boomenden Küstenstädten und den im Vergleich dazu nur langsam vorankommenden Inlandsgebieten wird also immer größer werden.