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Kulturelle Unterschiede in China

Wer für längere Zeit in Shanghai lebt, sollte sich auch mit den kulturellen Unterschieden vertraut machen. Dies macht das Zusammenleben mit den Chinesen sehr viel einfacher. Es ist wichtig, einige Dinge zu verstehen, um nicht vorschnell über manche Verhaltensweisen der Chinesen zu urteilen.

Gesichtsverlust

Die Asiaten an sich – und somit auch die Chinesen – verlieren nicht gerne ihr Gesicht. Das kann in vielen verschiedenen Situationen beobachtet werden. Die alltäglichste und immer wieder kehrende Situation ist, wenn man Chinesen nach dem Weg fragt. Wenn der Gefragte den Weg nicht kennt, bringt man ihn damit in große Verlegenheit. Nie würde er aber zugeben, dass er die Frage nicht beantworten kann, denn das würde einen Gesichtsverlust darstellen. Deshalb wird er trotz eigener Unwissenheit dem Fragenden eine Richtung zeigen. Es empfiehlt sich, bei der Frage nach dem Weg immer mehrere verschiedene Leute anzusprechen.

Bei einer Auseinandersetzung mit Chinesen sollte man nie laut oder ausfallend werden, auch wenn man sich im Recht und unverstanden fühlt. Eine Diskussion sollte ruhig und freundlich ablaufen. Sobald man die Geduld verliert, verliert man auch damit in den Augen der Chinesen sein Gesicht, und kann gar nichts mehr erreichen. Es kann in China oft beobachtet werden, dass Ausländer laut schreiend ihr Recht einfordern und die Chinesen mit Gleichmut und Desinteresse reagieren. Versucht man aber mit freundlichem Ton und Lächeln seine Position zu erklären, hat man wenigstens noch eine Chance, das Gewollte zu erreichen. Es gilt unter allen Umständen zu vermeiden, einen Chinesen vor anderen zu kritisieren.

Das gleiche gilt auch für das Handeln. Handeln ist üblich in China und auch Ausländer sollten kräftig handeln, aber es kommt immer auf das WIE an. Wichtig ist, dass man immer wieder lächelt und eine Beziehung zum Verkäufer aufbaut. Das ganze ist ein kleines Spiel (oft geht es ja auch nur darum, eine Sache 50 Cent billiger zu bekommen), und beide Seiten sollten dieses Spiel genießen. Wird man ungehalten und kommt dem Verkäufer komisch, kann es passieren, dass die Verhandlungen einfach abgebrochen werden und der Verkäufer nicht mehr verkaufen möchte. Smiling is the key!

Hutong

Hutong ©iStockphoto/EmJcox

Höflichkeit

Höflichkeit und Respektzeigen wird groß geschrieben in China. Vor allem Komplimente machen ist essentiell. So wird man, spricht man auch nur einige wenige chinesische Sätze, immer wieder hören, wie gut man doch chinesisch spreche. Die richtige Reaktion darauf ist, sich bescheiden zu verhalten und seine Kenntnisse runterzuspielen (auch wenn sie sehr gut sein sollten). Lernt man Chinesen kennen, wird man diesem Schema immer wieder begegnen: „Oh my English is so bad“ richtige Antwort: „No, it’s great!“ und wieder „Oh no, I’m so bad…“ etc etc. Komplimente machen ist ein wichtiger Bestandteil der chinesischen Kultur.

Reisetipp: Singapur

Bietet man einem Chinesen eine Zigarette, etwas zu essen oder ein Geschenk an, sollte man dies mehrere Male wiederholen. Beim ersten Mal kann man sicher gehen, dass der Chinese aus Höflichkeit ablehnt. Es ist ganz normal, Angebotenes einige Male abzulehnen bevor man es dann annimmt.
Es ist üblich, dass Geschenke nicht direkt bei Erhalt vor dem anderen ausgepackt werden, sondern Geschenke werden mit nach Hause genommen und dort in Ruhe ausgepackt. Es wird sich auch nicht überschwänglich bedankt, es ist üblich, dass Geschenke durch ein anderes Geschenk (im gleichen Wert) beglichen werden. Daher werden Geschenke auch mit Preisschild verschenkt, um sicher zu gehen, dass der Andere den Wert des Geschenkten richtig einschätzt. Geschenke sind sehr wichtig in China. Durch den Wert eines Geschenkes zeigt man der Person, wie wichtig einem selber die Beziehung/ Freundschaft ist. Zum Geburtstag ist es durchaus üblich, einfach Geld in einem roten Umschlag zu verschenken. Ist man eingeladen, sollte man keine Blumen mitbringen, sondern etwas Praktisches, wie z.B. eine Obstkorb mit teuren Früchten, Alkohol oder Süßigkeiten.

Niemals sollte man den Fehler machen und eine Uhr verschenken. In Mandarin klingt „eine Uhr geben“ sehr ähnlich zu „einer Beerdigung beiwohnen“, so dass die Chinesen das Geschenk einer Uhr als böses Omen auffassen. Sollte man zum Essen eingeladen sein, ist es wichtig, mehrere Mal am Abend das Essen zu loben. Der Gastgeben dagegen wird sich immer wieder dafür entschuldigen, wie bescheiden sein Essen doch ist, auch wenn es vorzüglich ist. Beim Eintritt in chinesische Wohnungen/ Häuser sollten immer die Schuhe ausgezogen werden. Oft bieten die Gastgeber ihren Gästen Hausschuhe an.

Die chinesische Höflichkeit ist jedoch nicht immer in der Öffentlichkeit zu erkennen. Oft bleibt sie reserviert für Freunde oder Familie oder Menschen, mit denen man mehr zu tun hat. So braucht eine Frau keine Hilfe zu erwarten, wenn sie im Zug versucht, ihren Koffer hoch zu hieven. Auch ist es selten, dass älteren Menschen im Bus oder in der U-Bahn ein Platz angeboten wird. Im täglichen Leben erscheinen die Chinesen eher egoistisch und rücksichtslos. Das zeigt sich besonders deutlich im Straßenverkehr oder gerne auch beim Kampf um Taxis: da zählt nicht, wer schon länger wartet, sondern wer schneller zum Taxi sprintet.

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